A Leb'm

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... und der Rupert

Mia die Feder > As Lebm im Krieg

Der Rupert geht...

Für Mutti vergeht die Zeit viel zu langsam, denn Rupert hat ihr mitgeteilt, dass er um Weihnachten rum endlich Heimaturlaub bekommen und über Weihnachten zu hause sein wird. Robert wird bis dahin schon fast neun Monate alt sein. Sie liebt ihren Sohn über alles. Rupert wird der glücklichste Vater sein!
Alle freuen sich auf die Adventszeit, denn diese grauen, trüben Novembertage mag niemand.
Allerheiligen ist wenigstens schon vorbei.
Mutti verbringt zwar die meiste Zeit bei ihrer Mutter oder bei ihrer Schwester, aber heute ist sie mal wieder in ihrem Zimmer im Gemeindehaus. Bis Rupert kommt, will sie alles ganz schön herrichten. Er soll sich wie ein König fühlen.

Mama hat ihr eine schöne Bettdecke und auch neue Vorhangerl genäht. Der kleine Robert sitzt spielend auf dem Fußboden auf einen Fleckerlteppich. Mutti hat gerade die neuen Vorhangerl in der Hand. Dabei fällt ihr Blick aus dem Fenster. Täuscht sie sich oder ist da
gerade jemand zur Bawett-Oma, ihrer Schwiegermutter gegangen?
Mutti achtet nicht länger darauf. Aber da hört sie einen Herz zerreißenden Schrei, der dann in ein Wimmern übergeht. Dann ist es ruhig. Hat da jemand die Bawett-Oma überfallen und zusammen geschlagen? Sie lässt den Kleinen am Boden sitzen und will schnell nachschauen.
Gerade als sie die Treppe hinunter will, hört sie Schritte, die über die Treppe herauf kommen. Im dunklen Treppenhaus sieht sie nicht wer das ist.

Aber dann hört sie eine bekannte Stimme:
"Thea, ich komm zu dir". Plötzlich krampft sich ihr Herz zusammen.
Es ist jemand von der Gemeinde. Was will man von ihr?
Die Stimme verheißt nichts Gutes!
"Thea ich muss dir eine schlechte Nachricht überbringen..."
Bleibt ihr Herz jetzt stehen?
"Thea, der Rupert ist gefallen."

N e i n, das stimmt nicht! Sie träumt schlecht; sie muss gleich wach werden. Aber sie ist wach. Der Mann steht immer noch auf der Treppe und hält das Schreiben in der Hand! Sie fasst sich ans Herz! Sie schreit nicht, aber sie sinkt bewusstlos zusammen.
Schon sind die anderen Hausbewohner da und tragen die Bewusstlose in ihr Zimmer. Gleich ist jemand unterwegs zu ihrer Schwester und zu ihrer Mutter.
Auch um die Bawett-Oma sind Nachbarn bemüht. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch das Dorf.
"Der Rupert ist am 7.November. in den Karpaten gefallen."  Er ist der  erste Lentinger, der sein Leben für das Vaterland auf dem Feld der Ehre lassen musste.
Kurz darauf ist Mama da. Die Kleine hat sie schnell bei der Weichenriederin gelassen. Auch Tante ist mit der Beate dabei, eingetroffen.
Die Spengler Resi, die Schwägerin , nimmt die beiden Kinder, Beate und Robert zu sich. Der Schmerz und die Trauer, sind einfach unbeschreiblich.
Thea redet nicht mehr. Sie stiert nur noch Löcher in die Luft. Gut, dass die Kinder von den Nachbarn versorgt werden. Die Kinder spüren natürlich, dass sich Schlimmes zugetragen hat.
Sie weinen auch Tag und Nacht. Die erste, die sich wieder fängt, ist Tante. Sie nimmt die Dinge der Familie in die Hand.
Die Bawett-Oma wird bei ihrem Bruder untergebracht. Die Lentinger sind wirklich hilfsbereit und unterstützen die Tante.
Der Trauergottesdienst wird angesetzt, Sterbebilder bestellt, eine Traueranzeige im Donaukurier wird aufgegeben.
Endlich sind die Trauerfeierlichkeiten abgeschlossen. Der Alltag kehrt trotz all dem Schmerz wieder ein. Die Kinder müssen versorgt werden.

Auch Mutti findet  sich langsam wieder zurecht. Ihre ganze Liebe gilt ihrem Sohn. Sie ist jetzt dreiundzwanzig  Jahre alt, sie war nicht mal ein Jahr verheiratet und als Ehefrau war sie überhaupt nicht mit Rupert zusammen. Auch sonst hat  sie eigentlich nur einige
Wochen mit ihm verbracht.
Ihr Mann durfte seinen Sohn nicht mal auf dem Arm halten! Das kann doch nicht das ganze Leben sein! Mutti verfügt noch über die Kraft der Jugend. Sie will trotz allem noch ein bisschen Freude am Leben haben.

Weihnachten steht vor der Tür. Schon wegen der Kinder wird ein Christbaum aufgestellt. Papa kommt nicht und auch Onkel Ludwig muss an der Front bleiben.
So verlaufen die Feiertage recht bescheiden und tränenreich. Auch den traurigen Jahreswechsel verbringen die drei Frauen allein mit den Kindern. Nur die Bawett-Oma kommt. Seit dem Tod ihres Sohnes gilt all ihre Liebe ihrem Enkel und sie verbringt viel Zeit mit ihm.
Oh Gott, gib uns allen Kraft!


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