A Leb'm

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Der Sommer geht..

Mia die Feder > As Lebm im Krieg

Sonst vergeht der Sommer ruhig und der Herbst naht.

Weil  die Männer an der Front sind, müssen sich die Frauen um alles kümmern.
Mama führt das Kommando. Für den Winter muss Heizmaterial beschafft werden. Briketts dürfen nicht fehlen. Einige Ster Holz kaufen die Frauen in der Lentinger  Säge und bringen diese mit ihrem Leiterwagen heim.  
Ansonsten fährt man im Sommer und im Herbst in den Wald und sammelt dort Abfallholz und "Butzküh". Gehackt wird das Holz von Mama, das Aufschlichten ist Arbeit der Töchter.
Aber nicht nur an Winterholz denkt die Mama. Auch um essbaren Wintervorrat muss sich Mama kümmern.
Das sind in erster Linie Kartoffel. Eier werden eingekalkt, Gurken und  Kürbisse eingelegt.
Vorrat an Sauerkraut wird gemacht. Aus Äpfeln kocht Mama Apfelgelee, Kompott und Saft. Himbeeren und Brombeeren aus dem Wald ergeben feine Konfitüre. Holler, der überall im Dorf  zu finden ist, wird mit Äpfeln gemischt. Birnen, Pflaumen und Zipperl,  die sie
von ihrer Schwägerin aus  Stammham erhält, werden eingeweckt.
Getrocknete Schwammerl gehören ebenso zum Wintervorrat. Stachelbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren kann man beim Nachbarn  Bogner kaufen, man muss sie jedoch selbst brocken. Tante fährt für einige Tage zu ihrer Cousine Rosa nach Hemau. Dort in den Wäldern der Oberpfalz gibt es viele Schwarz- und Preiselbeeren. Meine fleißige Tante kehrt mit reicher Ernte zurück.

Alles, was irgendwie geht, verwertet Mama. Sie kocht sogar aus Zuckerrüben Sirup, obwohl das sehr viel Arbeit ist, aber sie will es wenigsten einmal probiert haben. Nur auf Rhabarber verzichtet Mama, den mag sie nicht.

Gestern hat Mama bestimmt, dass heute ins Holz gefahren wird. Frühzeitig steht man auf,  um die noch kühlen Morgenstunden zu genießen. Mama und Tante fahren den größeren Wagen, Bawett-Oma schließt sich mit ihren kleineren Wagen an. Leere Rupfensäcke für die Butzküh, eine Hacke, Stricke zum Festbinden, einige Flaschen mit kaltem Kaffee, sowie einige Scheiben Brot werden in einer Tasche verstaut und in den Wagen gestellt.

Mutti bleibt mit den zwei Kleinen zu hause. Oh, große  Überraschung! Ich darf mit! Mama hat das entschieden! Natürlich wird auch für mich ein Flascherl mit Tee und Brei in einem Kännchen mitgenommen.
Mama denkt sogar an meinen schönen Tirolerhut aus Stroh, den ich erst vor kurzer Zeit zum Schutz meiner empfindlichen Haut vor der Sonne, erhalten habe. Auch eine Decke und ein Kissen sind für mich dabei. Ich kann mich also auch hinlegen, solange das Fahrzeug leer ist.
Stolz sitze ich im Wagen als man endlich aufbricht. Ah, ist das schön! Heute bin ich die Hauptperson! Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, es geht auf Feldwegen durch grüne Fluren, wo die Bauern bereits mit der Ernte beschäftigt sind.
Im Wald angekommen, wird eine Lichtung aufgesucht. Dort werde ich auf einen Baumstamm gesetzt. Ich bekomme Tee und Mama bringt mir frische Walderdbeeren.
Mein Glücksgefühl ist unbeschreiblich. Es gibt so viel zu sehen und zu hören - Tiere  -Blumen - Pflanzen! Zwischendurch bin ich sogar fleißig, wackle unter den schattigen Fichten und sammle in meine kleine Schürze auch Butzküh. Dafür werde  ich von Mama gelobt. Eine der Frauen ist immer in meiner Nähe.
Am Nachmittag ist alles bereitgelegt, was die Frauen gesammelt und jetzt aufgeladen werden soll.

Die Frauen gönnen sich einen kleinen Imbiss, schwatzen und unterhalten sich dabei. Mama hätte jetzt Lust auf ein paar Schnapper aus einer Zigarette. Aber da kann sie sich beherrschen. Im Freien raucht sie fast nie; im Wald schon gleich gar nicht! Das kann man nicht verantworten!
Endlich sind die Wagen beladen. Für mich lässt Mama zwischen den gefüllten Säcken eine Mulde, damit ich dort bequem sitzen und nicht herunterfallen kann. Die Rückfahrt wird angetreten. Auch da gibt es wieder viel zu sehen und zu hören.
Pferde auf der Weide, die wiehern, muhende Kühe und eine Schafsherde, bei der sich auch kleine Lämmchen befinden. Ich bin nur noch glücklich. Über unseren Köpfen donnert eine Fliegerstaffel hinweg. Die Frauen heben die Köpfe, schauen dem Geschwader nach, dabei wird ihnen wieder voll bewusst, dass immer noch Krieg ist.

Der Herbst kommt schnell heran. Mama fährt in die Stadt zum Friedhof, um die Gräber zu richten. Dort ist noch ihr Eltern- und Familiengrab und das Grab, in dem ihr erster Mann liegt. Sie gedenkt kurze Zeit der Verstorbenen und betet für sie.
An Allerheiligen wird sie wieder kommen. "Oh Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Oh Herr, lass sie ruhen in Ewigkeit  Amen.

 
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