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Schulanfang

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Der Schulanfang

Doch noch ein wichtiges Ereignis steht 1945 an. Ich komme in die Schule! Der Ernst des Lebens beginnt!
Mama überlegt, wie sie alles was ich brauche, anschaffen kann. Bezugsscheine  für den Schulbedarf gibt es zwar, aber trotzdem ist es äußerst schwierig, solche Dinge aufzutreiben.
Als Schultasche erhalte ich die, wie Mama sagt, sehr schöne Lederaktentasche, die Papa mal mitgebracht hat. Diese Tasche wird mich die ganze Schulzeit über begleiten.
Eine Tafel bekommt Mama von ihrer Schwägerin, der Probstin, denn ihr Enkel, der Peter hat zwei. Tafellappen und Schwamm, die an einer Kordel an der Tafel hängen,  sind kein Problem. Eine Griffelschachtel und einige Griffel ergattert Mama auch.
Natürlich habe ich schon Schulkinder gesehen. Einige haben sogar einen richtigen Schulranzen, den man auf dem Rücken tragen kann. Aber mir bleibt da der Schnabel, wie immer bei der Erfüllung meiner Wünsche, sauber. Mama erzählt mir, früher hätten reiche Kinder sogar eine mit Guatel (Bonbon), Waffeln und Schokolade gefüllte Schultüte zum Schulanfang bekommen.
Mama bringt mich zur Schule. Im Vergleich mit anderen kann ich da noch ganz zufrieden sein. Kein einziges Kind hat eine Schultüte. Ranzen haben einige Kinder, aber manche haben auch nur eine Stofftasche und als Tafel einen Scherben ohne Rahmen. Unsere Lehrerin Fräulein Weigel begrüßt uns und weist uns unsere Sitzplätze in den Schulbänken an.
Ich komme in die erste Bank. Neben mir sitzt die Monika. Die meisten Kinder kenne ich aus dem Kindergarten. Auch die ehemaligen Erstklässler, jetzt als Zweitklässler sind da, denn es werden jeweils zwei Jahrgänge zusammen unterrichtet.

Es gibt viel zu sehen. Was vor allen Dingen mein Interesse weckt, ist die Rechenmaschine mit den schwarzen und weißen Kugeln, die man hin und herschieben kann. Na, nun sitze ich doch lange genug in der Bank. Das reicht mir schon! Ich mache mich auf, um diese Rechenmaschine näher anzuschauen. Beachtet werde ich ja sowieso nie, sondern immer übersehen, egal was ich mache. Aber das ist nun auf einmal anders. Gerade als ich nach den Kugeln greife, kommt das Fräulein hinter mir her und sagt, ich müsse wieder auf meinen Platz gehen und warten, bis alle aufstehen dürfen.
Naja, morgen werde ich es mir überlegen, ob ich nochmals hier her kommen werde, der Kindergarten gefällt mir besser. Außerdem kann ich mit steilen Buchstaben schon " M A R I A", wenn ich mich anstrenge, sogar mit der rechten Hand schreiben und bis zehn kann ich auch zählen.
Meine Bildung reicht vollkommen!
Mama zeigt kein Verständnis für mich und ich muss wieder in  die Schule. Kindergarten ist und bleibt Vergangenheit. Doch im Unterricht gibt es manchmal Ärger, weil ich immer mit der linken Hand schreibe. Das ist streng verboten!
Wenn ich nicht im Blickfeld vom Fräulein bin, wechsle ich schnell die Schreibhand. So kann ich viel besser, schneller und schöner schreiben. Doch das Fräulein hat mich immer schnell am Wickel und werde vor allen Kindern gerügt. Zuhause achtet die Mama mit Argusaugen auf meine Schreibhand.
Das habe ich zwar dick, aber weil es einfach nicht anders geht, muss ich üben, üben, üben. Das ist furchtbar anstrengend und meine Zunge rutscht mir dabei immer heraus. Das darf auch nicht sein und Mama schimpft mich da auch noch. Doch langsam macht mir der Unterricht Spaß. Noch dazu weil man auch gelobt wird und wenn man fleißig ist, sogar ein Fleißbildchen bekommt.


 
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