A Leb'm

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Frühling, Sommer...

Mia die Feder > Viel passiert

1947 Frühling - Sommer - Herbst..

Sobald es die Witterung erlaubt,  geht es mit der Holzfahrerei wieder los, denn im Winter wurde das letzte Steckerl verheizt und zum Kochen muss der Herd auch im Sommer geheizt werden.
Für die Ferien ist dieses Jahr nichts vorgesehen. Als im Sommer die großen Ferien da sind, werden wir eingespannt. Wir sind doch schon große Mädchen, die schon helfen können und müssen. Um in der Sommerhitze die Ferien ein wenig genießen zu können, dürfen wir gelegentlich zum Baden gehen. Das "Freibad" der Lukasweiher ist auch ganz in der Nähe. Ich habe aber keinen Badeanzug. Zuerst näht mit Mama ein Hemdchen im Schritt zu. Doch dann schenkt mir die Frau Könke einen von ihr. Der ist mir zwar viel zu groß, aber Mama näht diesen links und rechts sehr breit ein, dann passt er.

Wenn die Kornfelder abgeerntet sind und die Kornmandl stehen, gehen wir fleißige Mädchen mehr oder weniger freiwillig, zum "Ächern", das bedeutet zum Ähren auflesen. Die Bauern haben nichts dagegen, wenn man das macht, aber wehe, wenn man Ähren aus den Mandeln herauszieht, wird man erbarmungslos vertrieben. Aber wir machen das nicht, zumindest nur ganz, ganz selten. Wenn dann wirklich nur, wenn wir ganz sicher sind, dass der Fluraufseher, der Herr Meier, sehr weit ist.
Meist barfuss durchstreifen wir die Stoppelfelder, bücken uns nach jeder Ähre. Ich strenge mich besonders an. Der Schweiß rinnt mir von der Stirne. Aber ich will unbedingt mehr zusammen bringen als Beate, damit Mama ja sieht, dass sie das beste Madl hat und mich lobt. Auch um Äpfel müssen wir uns kümmern. Mit der Tasche in der Hand laufen wir im Herbst die Landstraßen, die mit Äpfelbäumen gesäumt sind, entlang und suchen in den Straßengräben nach Fallobst. Nach einem Gewittersturm, der reichere Funde vermuten lässt,
rennen noch mehr Menschen hinaus. Dabei kommt es fast zu Raufereien wegen ein paar grünen Straßenäpfel. Alles, was man finden kann, ist wertvoll.


1947  Lausige Zeiten

"Leit kaufts Kampe (Kämme), es kumma lausige Zeiten". Wir haben zwar Kämme, aber trotzdem können wir die "lausigen" Zeiten nicht vermeiden, im übertragenen Sinn und in Wirklichkeit.
Wir haben sogar noch einen "Staubkamm". Die Haare werden ja nicht jeden Tag und wenn sie lang sind, auch nicht jede Woche gewaschen. Aber damit man den Staub herausbringt, werden sie richtig gebürstet und der Staubkamm wird eingesetzt. Doch bisher hat  nie jemand in der Familie Läuse. Aber die Befürchtung steigt, weil in Lenting nun so viele neue Leute wohnen. Die Lentinger Schule ist überfüllt. Die Doppelklassen
umfassen meist mehr als sechzig Buben und Mädchen. Ich komme von der Schule heim.
Ich kratze mich an den Fingern. Mama schrickt zusammen."Wos host denn? Wos kreilst (kratzt) denn  so an deine Händ?" fragt sie.
"Mei, des  beißt mi"
"Lass deine Händ mal sehn"
Sie überprüft meine Hände. Wahrscheinlich hat mich irgendwas gestochen, bestimmt in der letzten Nacht ein "Schnack".
"Gott sei Dank. I hob ma scho denkt, du hast die Krätz, weil i des iatz scho öfters gehört
hab."
Mama, die wirklich einen "Händewaschtick"  hat, weist mich wiederholt  darauf hin, dass ich mir immer gleich die Hände waschen soll, wenn ich etwas anlange. Natürlich wasche ich meine Hände, aber nicht so oft wie Mama und ich habe trotzdem keine Krätze.
Doch einige Tage später komme ich von der Schule heim. Diesmal kratze ich mich am Kopf.
"Wos kreilst denn scho wieder?"
"Mei, mi beißt es so aufm Kopf."
Du wirst doch koane Lais net hom!" Schon überprüft Mama meine Haare. Sie wird fündig! Eine Laus läuft auf meiner Kopfhaut hin und her.
Des fehlt mia grod no, dass du Lais hoam schleppst."
Sie holt sofort ein schwarzes Tuch, breitet es auf dem Tisch aus, löst  meine Zöpfe, nimmt den Staubkamm und bearbeitet meine Kopfhaut. Jede vernichtete Laus wertet sie als Erfolg und sie ist erfolgreich.
Am Nachmittag kommt Tante. "Mei, stell dir vor, Beate hot Lais."
Jetzt werden wir jeden Tag bearbeitet, aber immer wieder gefällt es den Läusen auf unseren Köpfen. In der Schule sitzt vor mir die Rosa. Sie hat lange, blonde Zöpfe und die Läuse laufen daran auf und ab und kugeln auch auf meine Bank.
Einige Tage später kommt die Rosa mit einer Strickmütze aber ohne Zöpfe in die Schule. Sie schämt sich, sie weint,  traut sich gar nicht aufschauen, denn man hat ihr eine "Platte geschert".
Nach und nach laufen auch mehrere Buben mit Platten umher. Mama und Tante wollen unsere Zöpfe nicht den Läusen opfern und traktieren uns täglich mit den Staubkamm.
"Mei, de Nissen müssen weg" meinen  sie.  
Doch Tante, die Organisatorin, bringt aus der Apotheke für teures Geld einen "Nisska-Kamm", dazu ein übel stinkende Flüssigkeit. Nun werden unsere Köpfe mit diesen Mittel eingeschmiert und muss einwirken. Nach einigen Stunden werden unsere Köpfe Gewaschen und mit dem Nisska-Kamm ausgekämmt.
Wirklich, jetzt zeigt sich der Erfolg! Wir sind frei von Läusen! Natürlich werden wir laufend überprüft.
Rosas Haare wachsen wieder nach. die lausigen Zeiten werden langsam "entlaust", sie werden besser!   


 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü