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Das Fiasko

Mia die Feder > Thea

Das Fiasko

Langsam kommt der Zeitpunkt an dem Thea ihre Schwangerschaft nicht länger vor der Mutter verbergen kann. Auch mit ihrer Schwester hat sie noch nicht darüber gesprochen.
Sie nimmt all ihre Kraft zusammen und im  Spätsommer erklärt sie der Mutter:
"Mutter, ich bin vom Fritz schwanger."
Theres wird  ganz  weiß im Gesicht. Sie muss sich auf einen Stuhl setzen. Alles hat sie erwartet, aber nicht das.
"Um Gottes Willen, was hast du dir und auch mir da eingebrockt? Wenn das der Hans erfährt, dann ist wieder der Teufel los. Er wird uns das Leben zur Hölle machen."

Es fehlt ihr die Kraft, ihren  militanten Mann energisch entgegen zu treten. Sie hat sich schon selbst aufgegeben und erwartet keine Besonderheiten mehr vom Leben. Aber sie will wenigstens soweit als möglich ohne Streit und Zerwürfnis durchkommen.
Maria hat heute eine Verabredung; sie ist nicht daheim. Hans hat am Abend nach Dienst noch ein Wirtshaus aufgesucht. In bierseliger Laune kehrt er heim. Er ist nur angeheitert, eigentlich gut gelaunt.
Theres hat extra eine seiner Leibspeisen gekocht, sie ist auch besonders freundlich zu ihm. Sie will die günstige Gelegenheit nutzen und klärt Hans über die Schwangerschaft seiner Stieftochter auf. Sie rechnet zwar mit einem gewissen Widerstand und bösen Worten, aber was kommt, übertrifft ihre Vorstellungskraft.
Gerade kommt Thea von der Arbeit heim. Hilflos steht sie der Situation gegenüber. Hans springt vom Tisch auf.

"Was ist? Eine schwangere Hure in meiner  Wohnung?"

Ein Wort gibt das andere; Theres kann ihre Worte nicht mehr kontrollieren. Heiße Wut steigt in ihr hoch und ein brennender Schmerz macht sich in ihrem Herzen breit. Sie schreit:
"So, meine Tochter eine schwangere Hure? Und was ist mit all deinen Huren, denen du Kinder angehängt hast?"

Thea steht zitternd am Küchentisch. Sie ist wie gelähmt und bringt kein Wort heraus. Zwischen  ihrer Mutter und Hans kommt es zu einem Handgemenge, bei dem er als bärenstarker Mann natürlich die Oberhand behält. Er versetzt seiner .Frau einen derben Stoß, so dass  sie rückwärts an den Küchenschrank torkelt. Er packt Thea am Kleid, ein Ärmel reißt, rücksichtslos schubst er sie zur Haustüre, öffnet diese und stößt sie unter weiter wüsten Beschimpfungen hinaus. Dann zieht er sie durch das kleine Vorgärtchen, öffnet das Gartentürl, gibt ihr einen so starken Schubs, dass sie das Gleichgewicht verliert und im Straßengraben landet.

"Lass dich hier nicht mehr sehen!" schreit er. Läuft ins Haus zurück, schlägt die Haustüre zu, dreht den Schlüssel um und zieht ihm ab, damit seine Frau ihrer Tochter nicht nachlaufen kann.
Thea rappelt sich auf, die Tränen der Wut und des Schmerzes laufen ihr über das Gesicht. Sie kann sich kaum auf den Beinen halten. Sie klopft die Erde ein wenig von ihrer Kleidung, schleppt sich zum Schuppen und holt sich ihr Fahrrad. Sie steigt auf, aber sie weiß gar nicht, wo sie jetzt am späten Abend in der Dunkelheit hinfahren soll. In der Stadt hat sie eine Freundin. Dort kann sie vielleicht übernachten, morgen Fritz treffen und mit ihm reden.

Ihre Freundin Loni hat selbst nur ein Zimmer. Sie nimmt aber Thea ohne einen Einwand auf. Sie redet beruhigend auf sie ein, richtet ihr auf dem Sofa ein Bett zurecht, brüht ihr noch einen Tee auf und hilft der zitternden Freundin aus der Kleidung. Sie bürstet noch den Schmutz heraus und putzt auch noch die Schuhe.

Am nächsten Tag geht Thea ganz normal zur Arbeit, trifft Fritz und schildert ihm den  gestrigen Abend.
Er überlegt hin und her, "Meinst du was Liebes, du fährst zu meiner Mutter. Die ist zwar nicht immer einfach, aber du wirst schon mit ihr zurecht kommen. Ich schick ihr heute ein Telegramm, damit sie Bescheid weiß, dass du mit dem Zug kommst. Glaub mir Schatz, es
wird alles gut. Bei meiner Mutter kannst du in Ruhe auf das Kind warten."

Fritz fährt am anderen Tag noch nach Lenting, um Kleidung und Wäsche für Thea zu  holen. Theres und die Schwester Maria sind nun auch beruhigt.Das Kind im Mutterleib meldet sich in den letzten Tagen nicht. Es scheint fast, als ob es Angst hätte und sich im hintersten Bauchwinkel versteckt.
Thea bleibt noch einige Tage bei Loni, um Antwort von der Mutter von Fritz abzuwarten. Sie ist überzeugt, dass sich diese auf ihr erstes Enkelkind freut.
Sie hebt bei der Sparkasse all ihre Ersparnisse ab, denn sie will finanziell niemand zur Last fallen.
Endlich, einige Tage später bekommt Fritz per Post Antwort von seiner Mutter. Sie zeigt sich zwar nicht recht erfreut, aber sie erklärt sich einverstanden, Thea bei sich aufzunehmen.

 
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